Glasbläser

Herstellung von mundgeblasenem und handgeschliffenem Bleikristallglas

Der kleine Glasführer

Dieser kleine Glasführer vermittelt Ihnen viele Grundinformationen unserer meisterlichen, traditionellen Herstellung von mundgeblasenem und handgeschliffenem Bleikristallglas in einer der letzten Glashütten im Schwarzwald, der Dorotheenhütte in Wolfach.

Bei einem Besuch können Sie unseren Glasmachern und Glasschleifern bei der Arbeit zuschauen. Zur Glashütte gehört auch unser Glasmuseum, das Sie durch rund 2000 Jahre Glasgeschichte und die Entwicklungsstufen der Glastechnik führt sowie verschiedene Stil-Epochen veranschaulicht.

Die historischen Waldglas-Exponate, die Sammlung “Ponath” mit handbemalten Schnapsflaschen sowie unsere Dauerausstellung “historischer Christbaumschmuck” beeindrucken unsere Gäste immer wieder.

Laden Sie sich den "kleinen Glasführer" hier als PDF (ca. 1,6 MB) herunter.

Die Rohstoffe

Grundstoff für die Glasherstellung ist reiner Quarzsand. Zur Herstellung von Bleikristallwerden Pottasche und 24 % Bleimennige beigemengt. Der hohe Bleioxydgehalt verleiht unseren Gläsern einen unverwechselbaren Klang sowie eine unübertroffene Reinheit und Transparenz.

Die Schmelze

Wenn der Glasmacher Feierabend macht, beginnt die Arbeit des Schmelzers. Nur ein bis aufs Milligramm ausgewogenes Gemengegarantiert eine gute Glasqualität. Durch den Zusatz von sortierten Scherben wird der Schmelzvorgang bei 1450 Grad in großen Quarzgut-Häfen - die mehrere Monategetrocknet wurden - energetisch optimiert.

Glasherstellung

Am Produktionsofen werden Kelche, Becher, Karaffen, Krüge, Bowlen u.v.m. in traditioneller Weise hergestellt, d. h. mit dem Mund in eine Form eingeblasen. Auch Großzeug, Stücke bis zu einem Gewicht von 16 kg, wird hier produziert. Die Glasmacher am Ofen teilen sich dabei die einzelnen Arbeitsschritteauf: Kölbelmachen, Anstechen der benötigten Glasmasse, Vorformen, Einblasen in die Form aus Holz oder Metall sowie Ansetzen des Henkels oder Bodens.

Überfang-Glas

Die Herstellung von Überfang-Glasartikeln ist die “Königsdisziplin” des Glasmachens, die weltweit nur noch in wenigen Glashüttenbeherrscht wird. Jedes Stück für sich ist ein Meisterstück des Glasmacherhandwerks. Der klare Kölbel wird von einer kristallenen Farbschicht überfangen, die später durchschliffen wird. Tausendfach bricht sich das Licht in den Schliff-Facetten dieser juwelen gleich funkelnden Pokale, Vasen, Römer ...

Die Herstellung von Kelchgläsern

Auch hier wird zuerst ein Kölbel geblasen, dann mit diesem die benötigte Glasmasse aus dem Hafen herausgeholt. Nach dem Einblasen des Kelches in eine Form folgt das schwierige Ansetzen von Stiel und Boden. Neben der Formgebung, Stärke und Länge kommt es dabei vor allem auf das genaue Zentrieren an. Zur Herstellung eines Trinkglases müssen drei bis fünf Glasmacher im Team zusammenarbeiten. 

Die Kühlbahn / Der Kühlofen

Erkaltet unser Glas zu rasch, zerspringt es. Die Kühlbahn verhindert dies durch einen kontrollierten Abkühlungsprozess. Die Kühlzeit variiert dabei zwischen 8 und 80 Stunden.

Absprengen der Kappen

Kappen heißen die Wülste, die sich beim Einblasen am Ende der Glasmacherpfeife und über der Form bilden. Das Absprengen besorgen Diamanträdchen und Glasflammen. Danach müssen die scharfen Sprengränder geglättet und rundgeschliffen werden. 

Das Anzeichnen für den Schliff

Jedes zu schleifende Stück wird als Orientierungshilfe für den Schleifer angezeichnet, d. h. in Segmente (Rauten, Rechtecke, Quadrate...) eingeteilt. Der Schliff verhilft zu einer weitgehenden Gleichmäßigkeit der Schliffbilder und damit zur Produktion einer Serie, wenn auch jedes einzelne Stück der Serie ein unverwechselbares Unikat ist. Geschliffen wird mit diamantbeschichteten Schleifscheiben. Für besondere Schliffe kommen auch steinerne Scheiben zum Einsatz.

Kopf- und Großzeugschliff

Erst der brillante Tiefschliff gibt dem Bleikristall aus der Mundblashütte seine Schönheit. Wie das Glasmachen selbst ist auch das Schleifen reicher und schwieriger Dekore echte kunsthandwerkliche Arbeit. Es gibt Tausende von verschiedenen Schliffen, die als Basis aber immer eine oder mehrere der vier Grundschliffformen: Keilschliff, Olivenschliff, Kugelschliff oder Flächenschliff haben. Nach dem Schleifen folgt die Hand-und Säurepolitur. Hier erhalten die Gläser ihren bleibenden Glanz.